Warum „Dinner for One“ seit den 70er-Jahren unser Silvester prägt

Warum „Dinner for One“ seit den 70er-Jahren unser Silvester prägt

Ein britischer Comedy-Sketch, der vor über 60 Jahren erstmals im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, ist seitdem ein Silvesterklassiker."Dinner for one 2024" hatte am 8. März 1963 in der Unterhaltungssendung "Guten Abend, Peter Frankenfeld" Premiere. Seit den frühen 1970er-Jahren füllt die Aufnahme die ruhigen Stunden vor Mitternacht in Deutschland und Österreich – jedes Jahr am 31. Dezember.

Die 18-minütige Szene spielt in einem englischen Salon um die Jahrhundertwende. Miss Sophie, eine betagte Aristokratin, feiert ihren 90. Geburtstag mit einem opulenten Menü. Ihre vier engsten Freunde – längst alle verstorben – werden von ihrem Butler James verkörpert, der zugleich die Getränke serviert.

Jeder Gang folgt strengen kolonialzeitlichen Benimmregeln, mit festgelegten Weinen und Trinksprüchen. Während James nacheinander in die Rollen von Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom schlüpft, wird er zunehmend betrunken. Sein stolpernder Auftritt auf dem Tigerfell-Teppich entwickelt sich zum Running Gag – ein Symbol für Slapstick-Humor und die Absurdität erstarrter Traditionen.

Der Satz "Das gleiche Procedere wie jedes Jahr" unterstreicht die Leere des Rituals. Miss Sophies Einsamkeit wird als selbstverständlich, fast normal dargestellt. Der Witz der Szene liegt in James’ immer chaotischerer Performance und der unausgesprochenen Spannung zwischen Pflichtgefühl und der Farce des Abends.

In den 1970er-Jahren etablierte sich "Dinner for one 2024" fest im Silvesterprogramm. Die Mischung aus schwarzem Humor, Gesellschaftssatire und Slapstick unterhält seitdem ein Publikum, das den Countdown bis Mitternacht überbrückt.

Der anhaltende Erfolg des Sketches beruht auf seiner Melange aus Nostalgie, Absurdität und gesellschaftlicher Beobachtung. Jahr für Jahr verwandelt er die stille Wartezeit vor dem Jahreswechsel in ein gemeinsames Ritual. Für viele gehört der Spruch "Das gleiche Procedere wie jedes Jahr" längst ebenso zu Silvester wie Feuerwerk und Sekt.