Lesekrise bei Kindern: Warum ein ganzes Schuljahr auf dem Spiel steht

Rückgang des Lesens stellt Buchbranche vor Herausforderungen - Lesekrise bei Kindern: Warum ein ganzes Schuljahr auf dem Spiel steht

Neue Warnung vor dramatischem Rückgang der Lesefähigkeiten bei Kindern in Deutschland

Sebastian Guggolz, der neu ernannte Präsident des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, schlägt Alarm: Am Ende der Grundschulzeit hinken viele Schülerinnen und Schüler ein ganzes Jahr hinter den erwarteten Lesekompetenzen ihrer Altersgenossen hinterher. Besonders eklatant ist die Kluft zwischen Kindern aus wohlhabenden Familien und denen aus sozial benachteiligten Verhältnissen.

Guggolz, Jahrgang 1982, bringt umfangreiche Erfahrung mit. Nach einem Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Hamburg arbeitete er als Lektor beim Verlag Matthes & Seitz Berlin. Später gründete er in der Hauptstadt einen eigenen kleinen Verlag, bevor er zu Fischer in Frankfurt wechselte. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert er sich ehrenamtlich als Lesepate an einer Berliner Grundschule – und erlebt dort hautnah, mit welchen Schwierigkeiten viele Kinder beim Lesen kämpfen.

Doch das Problem beschränkt sich nicht auf die Schulen. Laut der Stiftung Lesen kann jedes vierte Kind in Deutschland am Ende der Grundschulzeit nicht ausreichend lesen. Bei Erwachsenen ist die Lage ähnlich besorgniserregend: Eine Studie der Universität Hamburg aus dem Jahr 2023 zeigt, dass 10,6 Millionen Menschen Probleme mit grundlegenden Lese- und Schreibfähigkeiten haben. Guggolz betont, dass schwache Lesekompetenzen die demokratische Teilhabe gefährden, da sie die Fähigkeit untergraben, Fakten zu überprüfen und sich sachkundig an Debatten zu beteiligen.

Als Präsident vertritt Guggolz sowohl große Verlage als auch unabhängige Buchhändler. Kleine Verlage sieht er als unverzichtbar für die kulturelle Vielfalt. Zu seinen Prioritäten gehört, stärker für politische Maßnahmen gegen die Lesekrise zu werben – ein Thema, das 2024 mit der Veröffentlichung der neuen PISA-Studie noch mehr Aufmerksamkeit erhalten dürfte.

Der Rückgang der Lesefähigkeiten birgt erhebliche Risiken für Bildung und Gesellschaft. Guggolz fordert dringendes Handeln von der Politik, unterstützt durch breite öffentliche Rückendeckung. Ohne Gegenmaßnahmen droht sich die Kompetenzlücke weiter zu vergrößern – mit Folgen für kommende Generationen und die Stabilität demokratischer Prozesse.